Dilemma?

dilemma parameterWir sprechen auch von einer Zwickmühle, wenn wir eine Situation beschreiben, bei der alle (meist sind es nur zwei) Entscheidungsalternativen zu ähnlich unerwünschten Ergebnissen führen.

Der Lebenskünstler wird zu Recht einwenden, dass es solche Zwickmühlen nicht gibt, er entscheidet sich immer irgendwie. Und steht dann dazu, braucht keine Rechtfertigungen. Manche sehen sich jedoch als Opfer solcher Dilemma-Situationen!

Der Kampfkünstler hat wenig Zeit, ein Dilemma als solches auszumachen und darüber kognitiv-mental zu brüten. Zwar kann er – und das sollte er auch! – versuchen, Zeit zu gewinnen: Zeitgewinn heilt manches, lässt in vielen brenzlichen Situationen den ersten Druck verdampfen, schafft Luft zur Rationalität, kühlt Affekte herunter … aber das klappt nicht immer. Manchmal könnte Zeitschinden sogar schlimmeres bewirken!

Wir können darauf vertrauen, dass wir für unser souveränes Handeln über einige eingebrannte Heuristiken verfügen, die uns unter (Zeit-)Druck „richtig“ handeln lassen. Joshua Greene (Moral Tribes) hat solche Kräfte experimentell nachgewiesen: So scheuen wir uns etwa davor, die „eigene Brut“ zu schädigen. Wir nehmen Kollataralschäden eher in Kauf als solche, bei denen wir jemanden bewusst als Mittel zum Zweck benutzen. Wir sehen eher passiv zu, wenn Schaden verursacht wird, als diesen selbst aktiv herbeizuführen. Wir analysieren die Kette der direkten, unmittelbaren Folgen unseres Tuns auf die klaren NEIN!-Positionen; komplexere Kausalketten lassen wir unbeachtet, aus Zeitgründen! Werkzeugeinsatz ist eher akzeptabel als die nackte Faust. Und je weiter entfernt der Schaden eintritt, desto gelasssener bleiben wir. Das ist kein Zynismus, sondern eine überlebenswichtige Moralmaschinerie: Die biologische, genetische Evolution funktioniert so ebenso wie die kulturelle.

Die Martial Arts passieren in der distanzlosen Nähe, unmittelbar, persönlich-physisch, Mittel und Zweck verschmelzen, Kausalitäten werden im Training vorweggenommen: Der Mitteleinsatz folgt in seiner Intensität der Herausforderung und ist damit immer unbewusst verhältnismäßig. Das nennen wir bei ACTfIVE Souveränität.